Garbsen, 26. Juni 2023. In wenigen Wochen wird es in Garbsen eine Straße der Kinderrechte geben – farbenfrohe Motive, als Graffiti auf Kabelverteilerschränke der Stadtwerke gesprüht, gespickt mit Ideen von Kindern, gestaltet von Kindern und letztendlich für Kinder, aber auch Erwachsene. An der Meyenfelder Straße 6, nahe der IGS, haben sich heute dazu die Macher des Projektes zum Startschuss dieser bislang einmaligen Idee in Garbsen getroffen und es auf den Weg gebracht. Die Initiative ging vor Monaten von Schülerinnen und Schülern der Grundschule Saturnring aus. Sie beschäftigten sich während eines Schulprojektes mit den Kinderrechten, mit solch wichtigen Themen wie dem Recht auf Bildung, auf Gesundheit, auf einen angemessenen Lebensstandard oder dem Recht auf freie Meinungsäußerung und Beteiligung. Schnell war die Idee geboren, diese Rechte in Form eines Memos spielerisch und zugleich bildlich darzustellen, an die Regeln des bekannten Memory-Spiels angelehnt. Flugs machten sich die Grundschüler mit ihrer AG-Leiterin und Grafikdesignerin Julie Moser an die Arbeit. Aber reicht das für ihr Ziel, die Kinderrechte nachhaltig in den Köpfen der Bevölkerung in Garbsen zu verankern? Es reichte den Grundschülern nicht aus. Gemeinsam mit den Stadtwerken entstand der Gedanke, diese Rechte auf oder zumindest an die Straße zu bringen und sie sichtbar werden zu lassen, eben als Graffiti auf den Kabelkästen. Dazu holten die Stadtwerke den bekannten Garbsener Künstler Patrik Wolters, auch bekannt als BeNeR1, ins Boot. Und den Kunst-Wahlpflichtkursus des achten Jahrgangs der IGS Garbsen. Denn wegen der noch fehlenden Fingerfertigkeit fürs Sprühen brauchten die Grundschüler eine „Partnerklasse“, der sie die künstlerische Darstellung anvertrauten. „Als ortsansässiger Künstler, der sich für ein positives Image der Graffiti-Kunst einsetzt, war ich sofort begeistert von dem Projekt. Ich finde es toll, dass die Schüler ihre Umgebung mit so einem wichtigen persönlichen Thema umgestalten können“, sagt Graffiti-Künstler Wolters.
So entstanden in Workshops unter Anleitung von BeNeR1 binnen weniger Wochen zwölf Memory-Motive, die nun als Freihand-Graffiti aufgesprüht werden. Dafür entwarfen, gestalteten, malten und diskutierten die Schüler und ihr Lehrer Cornelius Beuke gemeinsam. Nun können sie mit Sprühfarbe in den Taschen und jeder Menge Motivation ausgestattet an die Umsetzung bis zu den Sommerferien gehen und den Kabelkästen ihren künstlerischen Stempel aufdrücken – für die „Straße der Kinderrechte“ – angefangen von einem Verteilerschrank nahe der Saturnringschule im Stadtteil Auf der Horst über Havelse, Altgarbsen bis zum Verteilerschrank vor der IGS an der Meyenfelder Straße.
Für Daniel Wolter, Geschäftsführer der Stadtwerke Garbsen, ist diese gemeinsame Unternehmung eine Herzensangelegenheit. „Es geht ja nicht nur darum, auf das Thema der Kinderrechte generell hinzuweisen und diese sichtbar zu machen. Uns ist es wichtig, hierbei mehrerer Partner und Organisationen, vor allem aber die jüngeren Bürgerinnen und Bürgern dieser Stadt mitzunehmen. Gerade sie sind die Multiplikatoren, sie müssen wir zu einem Miteinander führen, um dem Thema eine große Öffentlichkeit zu verleihen“, sagt Wolter.
Für Maiko Kahler, Schulleiter der Grundschule Saturnring, hat die Initiative seiner Schüler einen besonderen Stellenwert. „Die Idee der Straße der Kinderrechte hat von Beginn an eine starke Eigendynamik entwickelt. Die Kinder waren begeistert, da sie bereits durch den Kinderrat in der Schule sensibilisiert wurden. Diese ‚„Theorie“‘ nun umzusetzen, ein Spiel zu entwickeln und in der Öffentlichkeit sichtbar zu machen, ist großartig“, sagt er. Dies unterstützt auch IGS-Kunstlehrer Cornelius Beuke, der das Projekt auch schon beim Stadtfest mit Kahler vorstellte. „Mit der ‚„Straße der Kinderrechte“‘ werden wir gemeinsam mit der Grundschule Saturnring die Kinderrechte sichtbar machen, in unseren Schulen und in unserer Stadt“, ist er sich mit Kahler einig.
Auch für Magda Provenzano, Vorsitzende des Vereins „Leselust“ geht es nun darum, die „Straße der Kinderrechte“ nach außen hin bekannt zu machen und die Garbsener zu animieren, in der eigenen Umgebung vermehrt darauf zu achten. „Hier denke ich vor allen an die Schulen, die Geschäfte und die Verwaltungen“, sagt sie. Dabei unterstütze der Verein gerne. „Denn ‚„Leselust“‘ ist mehr als ein Vereinsname. Er bedeutet auch, sinnentnehmend lesen zu können. In Verbindung mit Kinderrechten stärkt es die Motivation, sich mit dem Gelesenen auch auseinanderzusetzen.“
Zudem ist Ministerpräsident Stephan Weil schon auf das Garbsener Projekt aufmerksam geworden. Als Schirmherr der niedersächsischen „Straßen der Kinderrechte“ wird er das Garbsener Projekt im Herbst einweihen. So plant er mit allen Beteiligten eine Fahrradtour, von der Grundschule Saturnring, vorbei am Rathaus bis hin zur IGS. Seinen Weg werden die frisch besprühten Stromkästen säumen. Damit wird verdeutlicht: Die Straße der Kinderrechte wird in Garbsen gestaltet, gezeigt und gelebt.